Märchen als Gegenstand der Forschung - ein Überblick

Aufrgund ihres Alters, ihrer Weisheit und ihrer gleichermaßen vorhandenen Strukturiertheit wie auch Variationsfähigkeit, gehören die Märchen zu den mit am meisten erforschten Textsorten. In nahezu allen Kulturkreisen gibt es sie, viele Motive wiederholen sich, sie erzählen Geschichten und Geschichte, erzählen vom Glauben und von der Zweckmäßigkeit und tradieren erfahrungen und Wissen vieler Vorgenerationen.

 

 

Die Diskussion über den Wert des „Volksmärchens“ hat in den letzten zehn Jahren zu teilweise gegensätzlichen Ergebnissen geführt, die sich in ebenso unterschiedlichen didaktischen Konzepten wie methodischen Konsequenzen niedergeschlagen hat.

Diese unterschiedlichen Bewertungen sind eine Folge der unterschiedlichen wissenschaftlichen Ausgangspositionen und Disziplinen, die sich mit dem „Märchen“ auseinandersetzen.

 

Literaturwissenschaft

Zur ersten Einordnung: die Literaturwissenschaft befasst sich mit erzähltechnischen Aspekten des Märchens, untersucht den „Bauplan“, der der Text-/Erzählform zugrunde liegt.

Psychologie - Psychoanalyse

Entwicklungspsychologie:

Die Entwicklungspsychologen analysieren die Inhalte der Märchen und untersuchen die Beziehung dieser Inhalte zu Entwicklungen und Vorstellungen der Kinder

 

==> vgl. Charlotte Bühler kam auf diese Weise auf das sogenannte „Märchenalter“. Sie versucht, nachzuweisen, daß spezifische Leistungen des Märchens bestimmten kindlichen Bedürfnissen entsprechen, so zum Beispiel das sogenannte analoge Denken.

 

Tiefenpsychologie - Psychoanalyse:

Das Märchen wird, ähnlich dem Traum, als Ausdrucksform des Unbewußten gesehen und in Hinblick auf innerpsychisches Geschehen interpretiert. Hierbei gibt es zwei Herangehensweisen an Märchen:

 

1. zum einen wird ein therapeutisches Bedürfnis als Ausgangspunkt genommen, welchem das Ergebnis der Textanalyse (möglicherweise auch in Motivgleichheit mit Träumen zur Erweiterung herangezogen) zugeordnet werden kann.

2. Eine weitere Möglichkeit im psychoanalytischen Umgang mit Märchen kann die Interpretation einzelner Märchen in Hinblick auf die im kollektiven Unbewußten und stets wiederkehrenden Archetypen sein. Die tiefenpsychologische Märchenforschung findet ihren Beginn in den frühen Ansätzen Freuds und wird auf der Basis Jungs weiterentwickelt.

=> Autoren die sich mit dem psychoanalytischen Ansatz und Deutung des Märchens beschäftigen sind unter anderem:

(vorwiegend) in Bezug auf Erwachsene:

Verena Kast, Eugen Drewermann, Hans Jellouschek, Mario Jacoby, Theodor Seifert

 

in Bezug auf Kinder:

Bruno Bettelheim

 

Pädagogik

Historisch-volkskundlicher Ansatz

Märchen als Modell der Weltdeutung und als völkerverbindendes Erzählgut